Im Wandel

Das Schweizer Register wuchs kontinuierlich; es legte einen Schwerpunkt auf die Gewinnung jüngerer Spenderinnen und Spender. Gemäss einer 2019 publizierten Studie zeichnet sich das Schweizer Register durch ein auffällig breites Spektrum an HLA-Typen aus.

Die Blutstammzelltransplantation verzeichnete in den letzten Jahrzehnten grosse Fortschritte. Neue medizinische Erkenntnisse folgen sich gerade in jüngster Zeit in hohem Tempo. Die Fähigkeit zur Weiterentwicklung ist für ein Register daher von zentraler Bedeutung. So entschied Blutspende SRK Schweiz 2018, ihre Rekrutierungsstrategie für Blutstammzellspender per 1. April 2020 anzupassen. Die Vorbereitungen prägten, neben dem Tagesgeschäft, das Jahr 2019.

Stetiges Wachstum

Ende 2019 zählte das Schweizer Register 142’900 Personen, es wuchs um 10,4 Prozent (2018: 129’472 Personen).

14’745 Personen registrierten sich neu als Blutstammzellspender, was im Rahmen des Vorjahres liegt (2018: 14’566 Neuregistrierungen). Austritte, vor allem altershalber, waren 1325 zu verzeichnen (2018: 1760).

Online-Registrierung bevorzugt

76,7 Prozent aller Neuregistrierungen erfolgten 2019 über den Online-Fragebogen, 2018 waren es noch 66,3 Prozent. Gerade junge Leute, die sich 2019 vermehrt registrierten, haben eine hohe Affinität zu digitalen Medien.

Gemäss internationalen Erkenntnissen und auch denen von Blutspende SRK Schweiz sind Personen, die sich online registrieren, eher bereit, ihre Blutstammzellen tatsächlich zu spenden. Sie haben sich in der Regel vor ihrer Registrierung bereits mehrmals mit der Blutstammzellspende auseinandergesetzt. Online-Registrierungen vereinfachen zudem administrative Abläufe und reduzieren Kosten.

Jünger, weiblich

Der Anteil unter 30-Jähriger gehört zu den relevanten Merkmalen eines Registers, da Transplantate von jungen Leuten aus medizinischen Gründen Erfolg versprechender sind. Das Hauptaugenmerk der neuen Rekrutierungsstrategie liegt denn auch auf jüngeren Altersgruppen. 2019 war jede zweite Person (53%), die sich registrierte, unter 30 Jahre alt.

Jede dritte Person (33%), die sich registrierte, war 2019 ein Mann. Der prozentuale Anteil von Männern zu Frauen blieb daher auch 2019 in etwa stabil und betrug 35 zu 65 Prozent (2018: 36 zu 64). Blutspende SRK Schweiz strebt ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Frauen und Männern an, u.a. da Frauen nach einer Geburt spezifische Antikörper im Blut bilden können. Ihre Blutstammzellspenden können bei Patientinnen und Patienten, deren Immunsystem sehr geschwächt ist, zu negativen Reaktionen führen.

Im Dialog über Social Media

Um Junge für die Blutstammzellspende zu sensibilisieren, setzt Blutspende SRK Schweiz auf Social-Media-Kanäle. 2019 baute sie ihren Instagram-Kanal aus, die Zahl der Abonnenten stieg 2019 auf 2095 und verdoppelte sich damit beinahe (2018: 1200). Auf Facebook erzielte Blutspende SRK Schweiz mit 9000 Fans einen Zuwachs von 14 Prozent (2018: 7900). Diese Personen zeichnen sich durch eine hohe Verbundenheit mit der Blutstammzellspende aus. Erstmals führte Blutspende SRK Schweiz 2019 zudem Social-Media-Kampagnen durch, die sich speziell an Jüngere richteten. Jede zweite Person, die sich registrierte, war denn auch unter 30 Jahre alt.

Persönliche Sensibilisierung

Neben den Online-Aktivitäten lag ein Schwerpunkt bei zahlreichen Sensibilisierungs- und Registrierungsanlässen von Studierenden an Hochschulen in der ganzen Schweiz. Der Studierendenverein Marrow, ein Partner von Blutspende SRK Schweiz, unterstützte Aktionen und motivierte Gleichaltrige zu einer Registrierung.

Die breite Öffentlichkeit wurde am 6. nationalen «Tag der Tat», der am 21. September gleichzeitig mit dem World Marrow Donor Day stattfand, über die Blutstammzellspende informiert. 300 Freiwillige führten Standaktionen durch, regionale Medien nahmen sich der Thematik an. Über 1100 Personen machten per WhatsApp ihre Kontakte auf die Blutstammzellspende aufmerksam und erreichten ein Vielfaches an Personen.

Typisierungsqualität erhöhen

Registriert sich jemand als Blutstammzellspender, werden seine HLA-Daten typisiert. Ab 1. April 2020 wird Blutspende SRK Schweiz neu, als Nicht-HLA-Parameter, auch den aktuellen CMV-Status bestimmen.

CMV steht für Cytomegalie-Virus und ist ein weltweit verbreitetes Virus, das zur Familie der Herpesviren gehört. CMV ist ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl eines Spenders oder einer Spenderin durch die Transplanteure. 2019 testete Blutspende SRK Schweiz erfolgreich die künftige Methode zur Bestimmung des CMV-Status.

Ja zur Spende

Ob Registrierte zum Zeitpunkt einer Anfrage tatsächlich zu einer Spende bereit sind, darüber gibt die sogenannte Verfügbarkeit Aufschluss. Sie wird zum Zeitpunkt einer Anfrage für eine Kontrolltypisierung erhoben. Die Gesamtverfügbarkeit lag 2019 bei 62,9 Prozent und damit unter den Vorjahren (2018: 68,6% / 2017: 69,4%. 2016: 74,8% / 2015: 72,7%). Die Absagen aus persönlichen Gründen, beispielsweise wegen eines Auslandaufenthaltes oder eines Kinderwunsches, nahmen von 14 Prozent im Jahr 2018 auf 16,6 Prozent im Jahr 2019 zu. Diejenigen aus medizinischen Gründen von 17,4 auf 20,5 Prozent.

Blutspende SRK Schweiz prüft Massnahmen, um die Verfügbarkeit zu erhöhen. Unter anderem wird sie die Kommunikation mit den Registrierten ab 2020 intensivieren und individualisieren, damit diese auch über Jahre der Blutstammzellspende verbunden bleiben.

Systematische Nachbetreuung

Im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) ist Blutspende SRK Schweiz verantwortlich für die Nachbetreuung aller verwandten und unverwandten Blutstammzellspender in der Schweiz. Als einziges Register weltweit führt sie eine systematische Nachbetreuung auch für die verwandten Spender durch und gewinnt so fundierte Erkenntnisse, die künftigen Spenderinnen und Spendern zunutze kommen.

In den vergangenen Jahren entschlossen sich zwischen 80 und 90 Prozent der Blutstammzellspenderinnen und -spender zu einer freiwilligen Nachbetreuung, 2019 waren es 83 Prozent (Rücklauf bis 20.2.2020). Die Nachbetreuung erstreckt sich über 10 Jahre. Über 90 Prozent derjenigen Personen, die 2008/2009 in eine Nachbetreuung eintraten, führten diese auch zu Ende.

Rücklaufquote in Prozent

Anzahl versandte Fragebogen (verwandt und unverwandt)

Anzahl erhaltene Fragebogen (verwandt und unverwandt)

Nabelschnurblut

Ende 2019 waren in den bestehenden öffentlichen Nabelschnurblut-Banken Basel und Genf 4911 Einheiten Nabelschnurblut gelagert, im Vorjahr waren es 4771. 2019 wurden drei Einheiten ausgeliefert. Ein Pilotprojekt betreffend Hybridbanking wurde fortgeführt und wird voraussichtlich Anfang 2020 starten. Damit soll Müttern die Möglichkeit geboten werden, neben dem öffentlichen oder privaten das sogenannte Hybridbanking zu wählen. Beim Hybridbanking wird das Nabelschnurblut privat eingelagert und gleichzeitig den öffentlichen Spenderregistern zur Verfügung gestellt.

Hohe Diversität des Schweizer Registers

Im Rahmen ihrer neuen Rekrutierungsstrategie prüfte Blutspende SRK Schweiz in einer Studie, welche Bedeutung international ein mittleres Register wie das der Schweiz hat. Die Resultate wurden 2019 veröffentlicht.
Untersucht wurde, ob für die im Zeitraum 2014 bis 2017 effektiv gewählten Schweizer Blutstammzellspender weltweit ein alternativer Spender zur Verfügung gestanden hätte. In über 70 Prozent war das nicht der Fall.

Neben der hohen HLA-Typisierungsqualität und dem tiefen Alter war dafür vor allem die grosse Diversität von HLA-Typen ausschlaggebend. Das Schweizer Register zeichnet sich durch ein sehr breites Spektrum aus, das auf Jahrhunderte zurückliegende Völkerbewegungen zurückzuführen ist.

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